"Besuchen-Bilden-Schreiben. Das Kloster Maulbronn und die Literatur"
Das Literaturland Baden-Württemberg hat mit der Dauerausstellung „Besuchen. Bilden. Schreiben. Das Kloster Maulbronn und die Literatur“ zu Beginn des Jahres 2014 ein weiteres Kleinod erhalten. In drei Abteilungen zeigt die Ausstellung, dass Maulbronn mehr als andere deutsche Klöster ein Ort der Literatur war.


Besuchen
In der Abteilung Besuchen wird deutlich, wie das Bild Maulbronns durch literarische Texte konstruiert und verbreitet wurde. Mit ihren Gedichten, Erzählungen und Berichten machten Klosterschüler und Besucher den Ort Maulbronn zu einer Erinnerungsstätte und prägten so dessen Bild: Als Stätte der Spiritualität, der Einkehr und der romantischen Phantasie. Dass hier der legendäre Doktor Faust zu Tode gekommen sein soll, trug ebenfalls zum literarischen Reiz des Klosters bei.


Bilden
Maulbronn ist länger Schul- als Mönchsort: Nach der Reformation wurde die Zisterzienser-Abtei 1556 in eine bis heute bestehende evangelische Schule umgewandelt. Der Ausstellungssektor Bilden veranschaulicht die Rolle, die diese Schule für die geistige Elite Württembergs spielte. Hier können per Knopfdruck Stundenpläne der berühmten Klosterschüler Johannes Kepler, Friedrich Hölderlin und Hermann Hesse verglichen werden. Unter dem Druck des Schulalltags, der mit strengen Verhaltensregeln einherging, entstanden etliche literarische Zeugnisse, mit denen sich die Ausstellung beschäftigt. Hesses „Unterm Rad“ ist wohl das bekannteste.


Schreiben
Brachten die Mönche in das 1147 gegründete Kloster nur eine Bibel und wenige liturgische Schriften mit, so wuchs über die Jahrhunderte durch Kopieren, Übersetzen und Verfassen neuer Texte aus den bescheidenen Anfängen eine ganze Bibliothek. Die Abteilung Schreiben widmet sich darum der mittelalterlichen Kopierpraxis. Aber auch Hölderlins frühe Versexperimente sowie die Maulbronner Übersetzungstradition – vom Alten Testament bis zu Byron, Lamartine und Lenin – fanden ihren Platz in der Ausstellung.


Es gibt viel zu entdecken!
Insgesamt überblickt die Ausstellung mehr als acht Jahrhunderte und gibt rund 50 Schriftstellerinnen und Schriftstellern eine Stimme. Sämtliche Biographien und die konkreten Bezüge der Literaten zur Stadt Maulbronn können vom Besucher an einer Medienstation recherchiert werden. Unterhaltsame Kurzfilme führen hier auch in die Leben der beiden großen Maulbronner Autoren Friedrich Hölderlin und Hermann Hesse ein.


Informationen zur Entstehung
Die Ausstellung wurde vom Leiter der Marbacher Arbeitsstelle für literarische Museen Thomas Schmidt, gemeinsam mit dem Maulbronner Stadtarchivar Martin Ehlers und dem Kunsthistoriker und Kloster-Buchhändler Reto Krüger kuratiert. Zur Finanzierung trugen neben der Stadt Maulbronn die Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten Baden-Württemberg (alim) sowie die Wüstenrotstiftung bei.