Zwischen Kräutergarten und Refektorium
- wie ein Maulbronner Abt kulinarische Geschichte schrieb
Karpfen mit Kräutern, Mangold mit Eierfülle, gebrannte Kohlsuppe – klingt nach Klosterküche? Genau! Denn diese Rezepte stammen aus alten klösterlichen Aufzeichnungen der Zisterzienser Mitteleuropas und gehören zu den Erkenntnissen eines grenzüberschreitenden Projekts, das altes Wissen neu belebt hat.
Gemeint ist das EU-Projekt „Kulinarisches Erbe der Zisterzienser in Mitteleuropa“ (CulHerCis22). Gefördert durch das europäische Kulturprogramm „CREATIVE EUROPE“ verband das Projekt Forschung, kulturelle Vermittlung und kulinarische Praxis – und das über Ländergrenzen hinweg. Mit einer Fachtagung in Salzburg fand das Projekt nun Ende September seinen erfolgreichen Abschluss.
Wissenschaftlich begleitet wurde das Vorhaben von der Gastrosophie des Fachbereichs Geschichte der Paris Lodron Universität Salzburg, in enger Zusammenarbeit mit den Partnerinstitutionen MAS Rozkvět aus Tschechien und dem Landkreis Bamberg. Gemeinsam erforschten sie historische klösterliche Rezepte und regionale Traditionen, die heute wieder überraschend aktuell erscheinen. In diesem Zusammenhang arbeiteten sie auch mit den Klosterstätten des mit dem Europäischen Kulturerbe- Siegels ausgezeichneten Cisterscapes-Netzwerks zusammen, zu denen auch die Klosterstätte Maulbronn/ Stromberg zählt.
Das Projekt hatte zum Ziel, der breiten Öffentlichkeit das kulinarische Erbe der Zisterzienser näherzubringen – ein Erbe, das eng mit den von ihnen geprägten Kulturlandschaften mit ihren Fischteichen und den vor Ort erzeugten Produkten verbunden ist.
Dabei ging es nicht nur um Geschmack, sondern auch um Geschichte: So wurden alte Rezepte gesammelt, erforscht, digitalisiert und beispielweise bei Kochworkshops oder 3D-Visualisierungen in die Gegenwart übertragen. Die entwickelten Materialen wollen mehr als nur informieren – sie eröffnen neue Perspektiven auf historische Zusammenhänge, machen Geschichte erlebbar und lassen die Vergangenheit mit allen Sinnen lebendig werden.
Was genau hat nun eigentlich das Kloster Maulbronn damit zu tun?
Eine der bearbeiteten Quellen stammt von Bernhard Buchinger (1606-1673), der zunächst als Küchenmeister im Kloster Lützel tätig war und später Abt von Maulbronn wurde. Sein „Koch-Buch für Geistliche“ (1672) diente dem Projekt als wichtige Grundlage. Über 800 Rezepte sind in dem Kochbuch verzeichnet. Neben verschiedenen Fleisch-, Geflügel-, und Eierspeisen finden sich auch zahlreiche Fischrezepte in seiner Niederschrift, die Einblicke in die Klosterküche der Zisterzienser geben. Hätten Sie gedacht, dass die Zisterzienser beispielsweise mit Safran und Kurkuma würzten?
Neugierig geworden?
Dann stöbern Sie gerne durch die Rezeptdatenbank der Gastrosophie des Fachbereichs Geschichte an der Universität Salzburg. Dort erwartet Sie nicht nur eine kulinarische Schatzkammer, sondern auch eine umfangreiche Übersetzung des Kochbuchs von Bernhard Buchinger, dem letzten Zisterzienserabt von Maulbronn.
https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/
Wussten Sie schon… ?
Auf der alten Klostergemarkung von Maulbronn weist noch heute der Flurname „Schefenacker“ auf den einstigen Anbau von Hülsenfrüchten hin (Schefe schwäb. = Schote der Hülsenfrüchte).
Die schweren, lehmigen und mit Sandstein durchsetzten Böden südlich des Klosters waren nur schwer für den Feldbau zu nutzen. Da Hülsenfrüchte nur wenig Anspruch an Kulturböden haben, setzten die Zisterzienser auf den Anbau von Bohnen und Erbsen. Diese Pflanzen verbessern nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern haben darüber hinaus noch eine positive Wirkung auf das Klima und die Umwelt.




