Überschrift: Bauernkrieg – Ländliche Welt im Umbruch
icon.crdate09.04.2025
Wissenschaftliche Tagung in Maulbronn zieht zahlreiche Besucher an
Wissenschaftliche Tagung in Maulbronn zieht zahlreiche Besucher an

Vor 500 Jahren tobten die Aufstände der ländlichen Bevölkerung in vielen Regionen Deutschlands. Bauern und Handwerker, die etwa 80 Prozent der Bevölkerung ausmachten, schlossen sich zu „Haufen“ zusammen. Leibeigenschaft, hohe Abgaben, kein politisches Mitspracherecht und religiöse Unfreiheit waren nur einige der Gründe für die Aufstände, die sich über große Teile des Reichs vom Schwarzwald bis in den Harz ausbreiteten. Luthers Idee der Reformation der Kirche beflügelten die Proteste. In einem Manifest aus zwölf Artikeln forderten die Bauern u.a. die Abschaffung der Leibeigenschaft, das Recht auf Jagd und Fischerei und die freie Wahl des Pfarrers.
Zahlreiche Schlösser und Klöster wurden zerstört. Doch die „Haufen“ waren teilweise schlecht organisiert. Die Aufstände erfolgten in zeitlichen und räumlichen Abständen. Es fehlte an Kommunikation. So hatten die Fürsten genügend Zeit, sich vorzubereiten, und waren zudem militärisch besser ausgebildet und ausgestattet. Die Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Zehntausende starben und großes Leid brach über dem deutschen Südwesten aus.
Die Wirren dieser Zeit machen die wissenschaftliche Aufarbeitung des Bauernkriegs schwierig. Diese ist noch nicht abgeschlossen. Die Tagung, welche die Stadt Maulbronn gemeinsam mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg, dem Museums Netzwerk Kraichgau und Cisterscapes veranstaltete, lud Wissenschaftler und Geschichtsinteressierte ein, sich ein Bild des Standes der Forschungen zu machen und einen Fokus auf das Kloster Maulbronn zu setzen.
In fünf Vorträgen wurden verschiedene Aspekte der Bauernaufstände betrachtet.
Prof. Dr. Peter Rückert, Leiter des Hauptstaatsarchivs Stuttgart ging in seinem Vortrag auf die politischen und landschaftlichen Strukturen im deutschen Südwesten um 1500 ein. Der Autor und Leiter der Kulturabteilung Bruchsal setzte den Fokus eher auf die Menschen und deren Lebensbedingungen. Die Wirtschaftskraft der Zisterzienserklöster und die ländliche Gesellschaft waren Themen, die Dr. Christian Stadelmaier (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen) darstellte und Lea Wegener, Leiterin des Bauernkriegsmuseums in Böblingen, veranschaulichte Chancen und Grenzen des Aufstands im Herzogtum Baden-Württemberg.
Die Begrüßung und den Abschlussvortrag sowie die Führung durch die Klosteranlage übernahm Dr. Karin Ehlers zum Teil in Vertretung des krankheitsbedingt abwesenden Stadtarchivars, Martin Ehlers. Dr. Stefanie Woite-Wehle zeichnete für die Moderation der Tagungs-Veranstaltung verantwortlich.
Dass das Kloster Maulbronn weitestgehend unbeschadet aus den Aufständen hervorging, ist wohl dem eher moderaten Anführer des „Württembergischen Haufens“, Matern Feuerbacher, zu verdanken. Die Vorräte, welche die nach Speyer geflüchteten Mönche zurückließen, wurden geplündert und die von den Zisterziensern kunstvoll hergestellten Bücher vernichtet, doch die Gebäude blieben intakt.
Erst neun Jahre nach den Aufständen gelang Herzog Ulrich von Württemberg die Rückkehr in die Heimat. So wurden die Aufstände der ländlichen Bevölkerung zwar niedergeschlagen, eine Veränderung hat diese erste menschenrechtliche Massenbewegung aber dennoch bewirkt.




